Man nennt uns auch "Die Blankis"
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   ...denn weniger ist mehr!

Unbekanntes Wesen: Der Blankbogen von Walter Siemes (Trainer C)

Bei den Bögen gibt es die verschiedensten Stilarten, die man sich nur denken kann.Viele von uns werden sich noch gut an den Bogen aus Weidenruten mit einer Wäscheleine als Sehne erinnern, der uns glückliche Nachmittage brachte.
Ich möchte ausdrücklich klarstellen, dass ich einen Heidenrespekt vor olympischen Recurvern habe, die jedesmal mit voller Pfundzahl im Auszug eine Distanz von 70 – 90 m schießen. Das erfordert Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit im höchsten Maße.
Ich bewundere die chirurgische Präzision eines Compoundschützen, mit der auf 50m /80er Auflage 6 Xer geschossen werden.
Und was die Kollegen mit den Holzbögen anstellen, finde ich wirklich faszinierend.
Aber mein Ding ist der Blankbogen, und da habe ich mir die Aufgabe gestellt, einmal aufzuschreiben, wie ich das Blankbogenschießen sehe und was ich aus meiner Sicht über Material und Technik nach sieben Jahren Schießen weiß. Angeregt wurde das durch den werweissdennsowas-Chat bei Peter Jöcker.

Was also ist denn genau ein Blankbogen?
Der DSB erklärt das recht gut als mehrteiligen Bogen aus Mittelstück, Wurfarmen, Sehne mit Nockpunkten, Pfeilauflage, Button, Gewicht, Tab oder Schießhandschuh. Der Bogen ist blank von jedem weiteren Zubehör wie Visier und Stabi. Also ist es ein normaler Recurvebogen ohne weiteres Zubehör. Das aber hat Konsequenzen für das Zielen und das Schießen: ich muss mir selbst helfen, um den Pfeil auf die Scheibe bringen zu können.

Wie suche ich mir einen Blankbogen aus?
Das ist in etwa so wie im Schuhladen: anprobieren, und passt / passt nicht. Das Mittelstück muss gut in der Hand liegen; im ausgezogenen Zustand darf die Hand nicht ins Bogenfenster hineinragen. Der Winkel der Griffschale muss so beschaffen sein, dass ich guten Kontakt habe und den Bogen drücken / führen kann. Der Bogen schmiegt sich mit der richtigen Griffschale stabil in die Hand hinein. Ich sollte also ein Mittelteil immer mit Wurfarmen ausprobieren, und mehrfach bis zur Halteposition ausziehen und vielleicht sogar Probe schießen. Das Mittelteil muss unten an den Wurfarmtaschen eine Seitenverstellung ermöglichen. Die Tillerbolzen sollten mindestens 14 Gewindegänge haben, damit ich mein Zuggewicht und meinen Tiller fein justieren kann. Achtet auf das Gewicht des Mittelteils: in einer großen FITA müsst ihr den Bogen den ganzen Tag anheben und ausziehen können. Das Material des Mittelteils sollte Aluminium sein. Es gibt leichtere Mittelteile aus Magnesium, die aber mit Vorsicht zu genießen sind und sich nicht für höhere Zuggewichte bei falscher Tillereinstellung eignen (Überlastung -> Bruchgefahr). Mit einem Gewicht von ca. 1050 Gramm komme ich immer gut hin. Probiert ruhig verschiedene Hersteller aus – die Unterschiede merkt man sofort, und es wird sich schnell eine Präferenz einstellen. Nicht zuletzt die Kosten: als Blanki brauche ich kein Mittelteil von 1000,- Euro. Es gibt bei den Preisen einen Bereich, in dem sie anfangen, exponentiell zu steigen. Das nenne ich den Knickpunkt der Kurve, und hier suche ich mir meine Mittelteile aus. Ich liege hier in einem Bereich um die 250,- bis 300,-. Ein eloxiertes Mittelteil würde ich immer einem lackierten vorziehen. Im Lack hat man sehr schnell Macken und Kitschen drin, die sich nicht gut machen. Die Schrauben müssen qualitativ so gut sein, dass sie längere Bastel-, Schraub- und Einstellvorgänge ohne Spuren überstehen. Dem entsprechend müssen die Gewinde sauber geschnitten sein, und Schrauben sich locker und leicht hineindrehen lassen. A propos Schrauben: ich mag es, wenn Mittelteil, Pfeilauflage und Button rein metrisch oder rein zöllig sind. Dann brauche ich nur ein einziges passendes Inbuswerkzeug (rot für metrische, gelb für zöllige, grün für Torxschrauben) dabei zu haben.
Je gebogener das Mittelteil ist, desto deflexer ist es, desto mehr Fehler verzeiht es, und desto gutmütiger fühlt es sich an. Je gerader das Mittelteil ist, desto reflexer ist es, bietet mehr Leistung, ist aber auch weniger Fehler verzeihend. In meinem Koffer finden sich ein WNS NX und ein WNS Motiv-Mittelteil; mit den beiden komme ich prima hin. Daneben schieße ich noch eine Menge Bögen anderer Hersteller, aber das führt hier zu weit.

Was ist denn mit den Wurfarmen?
Wurfarme gibt es wie Essstäbchen beim Chinesen. Jeder Hersteller bietet für seine Mittelteile Wurfarme an, und ich würde nach dem, was ich jetzt weiß, immer bei dem
Hersteller des Mittelteils auch Wurfarme kaufen. Die sind meist sehr gut aufeinander abgestimmt. Die immer wieder beschworene Kompatibilität aller ILF-WA mit allen ILFMittelteile ist nicht immer gegeben.
Wurfarme (WAs) haben einen Bambus-, Holz- oder einen Schaumkern, der mit Glasfaser oder Carbon belegt ist. Schaumwurfarme (Foam) lassen sich etwas leichter ziehen, Holzwurfarme ein wenig härter, besonders im hinteren Bereich beim Auszug. Der Carbonbelag bringt nochmal Stabilität und ein bisschen mehr Leistung, besonders, wenn es kreuzgewickeltes Carbon ist. Ein qualitativ hochwertiger WA hat auch an den Kanten eine Lackierung, die das Innere vor Feuchtigkeit schützt. An den Tips findet man keine Grate oder Kanten, an denen sich die Sehnen aufribbeln können. Sehr gute WA haben auch die Tips integriert, sodass sie nicht abfliegen können.
Billige WAs kosten um die 60 - 80 Euro. Gute Mittelklasse gibt es für 120 -190 €; mit diesen WAs kann ich auch auf lange Distanzen schöne Gruppen schießen.
Die Armlänge und die Körpergröße eines Schützen sind entscheidend dafür, ob ich lange (70“ - Bögen), mittlere (68“- Bögen) oder kleine (66“- Bögen) brauche. Der Händler eures Vertrauens oder ein Trainer im Verein helfen euch da bestimmt gerne weiter.

Was ist mit dem Zuggewicht?
Je größer das Zuggewicht, desto flacher ist die Flugbahn des Pfeils, desto weiter komme ich. Mit hohem Zuggewicht kann ich also auf 50/60/70m immer noch mein Ziel direkt anvisieren und muss mich nicht großartig mit Anhaltepunkten außerhalb des Goldes herum plagen. Ich muss mir aber auch darüber im Klaren sein, dass ein hohes Zuggewicht Muskeln, Sehnen und Bänder sehr hoch beansprucht und auf Dauer zu Schäden in meinem Bewegungsappparat führen kann. Daher halte ich eine saubere Technik für wesentlich wichtiger als hohes Zuggewicht. Ich würde mich an der Aufgabe, die ich schießen will, orientieren. In Turnieren muss ich als größte Entfernung 50m schießen, im Parcours können es auch schon mal 60m werden. Dabei lasse ich mich von dem Gedanken leiten, wieviel Zuggewicht ich minimal brauche, um mit sauberer Technik auf 50 m zu kommen. Ich muss dabei in der Lage sein, jederzeit eine saubere Schusstechnik zu zeigen. Ob ich das mit 40lbs noch kann, habe ich noch nicht ausprobiert. Meine Grenze, bis zu der ich auch 168 Pfeile (Große Fita = 144 Pfeile + 24 Einschießpfeile) sauber schießen kann, liegt bei etwa 28lbs. Momentan schieße ich 23,5lbs, fühle mich sehr wohl damit und komme damit auch auf meine 50 m. Wenn ich mit dem Bogenschießen anfange, dann brauche ich erstmal ein niedriges Zuggewicht von etwa 16 - 20 lbs, damit ich meinen Körper an das Schießen gewöhne und die Technik sauber lerne. Je mehr sich die Muskeln stärken, desto höher kann ich mit dem Zuggewicht gehen; daher ist es sinnvoll, in den ersten zwei Jahren WAs zu leihen.

Pfeilauflage und Button - sinnvolles Zubehör?
Klar kann ich meinen Blankbogen auch über das Shelf schießen, so er denn eines hat. Wenn ich genug Übung habe, werde ich auch ansprechende Ergebnisse damit erzielen.
Eine erste Verbesserung in der Präzision ist die Pfeilauflage: hiermit wird schon eine gewisse Konstanz in der Pfeilposition und den Ergebnissen erreicht. Der Pfeil bekommt eine relativ fixe Position und Reibungsverluste über das Shelf fallen weg. Die Fletschen bekommen keinen Kontakt mehr zum Mittelteil. Einer einigermaßen geraden Flugbahn steht nichts mehr im Wege.
Pfeilauflagen gibt es in vielen Formen, unter anderem zum Kleben. Die bekannteste dürfte wohl die Hoyt Hunter sein. Durch den kleinen Haken am Ende des Auflagefingers bekommt der Pfeil seine definierte Position.Dann kommen die Auflagen, wo der Auflagen-Finger magnetisch zum Mittelteil gezogen wird, wenn der Schuß sich löst. Auch hier sitzt am Ende des Auflagenfingers oft ein kleiner Haken, der den Pfeil führt.
Und es gibt die Auflagen, die statt zur Seite nach unten wegklappen, wie zum Beispiel die Gabriel GUX Bidrop. Der Auflagenfinger hier hat keinen Haken, sondern der Pfeil liegt auf. Wesentlich präziser wird es, wenn ich einen Button dazu nehme. Bei den magnetischen Pfeilauflagen kann ich mit dem Button zusammen den Center sauber einstellen; d.h. den Pfeil optimal gerade einstellen. Dabei müssen erst die Wurfarme gerade laufen; dann kann ich mit dem Button durch ein- oder ausdrehen den Pfeil genau in die Mitte stellen, und den Finger der Pfeilauflage so positionieren, dass der Pfeil ideal gestützt wird. Mit der Federspannung des Buttons kann ich sicher stellen, dass der Pfeil sich nicht zu stark durchbiegt, und sauber rausgeht.
Ich suche mir meine Pfeilauflagen und Buttons unter anderem danach aus, ob die Schrauben metrisch oder zöllig sind: ich mag es, wenn ich mit einem Werkzeug meinen Bogen einstellen kann. Daher lande ich immer wieder bei dem System der Firma Gabriel, die passende Pfeilauflagen und Buttons anbietet. Und ich lasse meinen Button immer eingeschraubt, d.h. ich baue ihn nicht ab, wenn ich den Bogen in die Tasche lege.
Ja, Pfeilauflagen und Buttons sind wichtige Zubehörteile. Zusammen mit den anderen Komponenten des Gesamtsystems ergeben sie eine Präzision, die ich als Systemschütze als sehr angenehm empfinde. Sie sorgen für einen wiederholt sauberen Abflug der Pfeile.

Wie stelle ich einen Blankbogen ein? Kann ich ihn fein tunen?
Beim Blankbogen ist nicht wirklich viel an Einstellungen nötig. Die Seitenausrichtung der WAs muss passen, d.h. die Sehne muss gerade laufen, keiner der WAs darf aus der Richtung stehen. In der Regel kann ich das mit Wurfarm-Lehren überprüfen. Läuft die Sehne zwischen den Markierungen, ist alles OK. Ansonsten kann ich das in Maßen mit den Schrauben am unteren Ende der Wurfarm-aufnahme einstellen.
Die nächste Einstellung ist der Tiller. Mit dem Tiller regele ich, wie synchron die beiden WA beim Abschuß laufen: der obere WA hat einen geringeren Weg als der untere WA zurück zu legen und braucht daher einen gewissen Vorlauf. Und ich kann in gewissen Grenzen mein Zuggewicht beeinflussen: je mehr ich die Tillerschrauben reindrehe, desto mehr Zuggewicht bekomme ich. Die Handbücher der Mittelteile geben Auskunft darüber, welcher Tiller OK ist, und wie der einzustellen ist.
Dann kommt die Standhöhe: ich drehe die Sehne ein, und messe den Abstand zwischen Pivot Point (tiefster Punkt der Griffschale) und Sehne. Wird die Sehne nicht eingedreht, überträgt sie sehr viel Kraft auf den Pfeil. Die Pfeile streuen aber, also muss ich die Sehne eindrehen und die Standhöhe vergrößern. Die optimale Höhe ist dann erreicht, wenn der Pfeil den Bogen leise oder lautlos verlässt und auf der Scheibe gut gruppiert.
Als letztes stelle ich den Center ein. Das mache ich, indem der Button rein- oder rausgedreht wird. Drehe ich ihn ins Mittelteil rein, ragt die Pfeilspitze über die Sehne hinaus. Drehe ich ihn zu weit aus dem Mittelteil raus, zeigt die Pfeilspitze zum Mittelteil hin. Am besten geht es, wenn die halbe Pfeilspitze über die Sehne aus dem Bogen heraus zeigt. Das kann aber bei verschiedenen Pfeilen anders sein.
Die Federspannung des Buttons stelle ich grob so ein, dass er sich leicht eindrücken lässt, ohne schlabberig zu werden.
Feintunen muss ich meinen Bogen auch. Dazu brauche ich aber erst einmal ein paar Dutzend Pfeile, damit ich ein Gefühl für den Bogen bekomme. Dann kann ich einen Berger-Test durchführen und sehe, wo die Tuningarbeit beginnen muss.
Ein gut eingestellter Blankbogen schnurrt wie Katz und die Pfeile fliegen wie Sau J. Wenn es knallt oder scheppert, ist der Bogen nicht richtig eingestellt. Ein Kollege oder ein Trainer helfen immer gerne beim Einstellen.

Wie schieße ich mit einem Blankbogen?
Ganz einfach: Pfeil einnocken, ausziehen, zielen, lösen - und den Treffer bewerten.
Das sind aber nur die absoluten Grundlagen: einen Blankbogen kann man auf sehr viele verschiedene Weisen schießen. Zwei davon möchte ich gerne vorstellen: Instinktiv und System. Das instinktive Schießen legt Wert auf einen Zielvorgang, bei dem sich der Schütze ausschließlich auf seinen Punkt konzentriert, den er treffen möchte. Ein bewusstes Zielen über die Pfeilspitze, ein String- oder Facewalking findet nicht statt. Der Schütze greift direkt unter den Pfeil (Apachen-Griff) und verlässt sich darauf, dass sein Körper den Pfeil instinktiv auf das Ziel ausrichtet. Eine Vorübung zum instinktiven Schießen ist es, eine Papierkugel in einen Papierkorb zu werfen: nach ein wenig Übung trifft man auch, die Papierkugel landet im Korb. Bis das allerdings beim Bogenschießen der Fall ist, dauert es ein wenig länger: der Körper muss sich erst an den Bogen und die Entfernung gewöhnen. Auf Dauer kann man damit ansprechende Ergebnisse erzielen. Ich kenne eine Kollegin, die als instinktive Schützin eine DM gewonnen hat. Legt man jedoch Wert auf eine wiederholbare Präzision, muss man mit System schießen. Der Ankerpunkt liegt dann immer fest am Mundwinkel. Die Pfeilspitze wird hier zum unverzichtbaren Hilfsmittel. Sie wird auf den Zielpunkt gerichtet. Der Sehnenschatten regelt die Seitenausrichtung, und der Abgriff auf der Sehne richtet sich nach der Distanz zum Ziel. Grob gesehen, schafft sich der Systemschütze so eine Art von Visierersatz. Abgriff bedeutet, Stringwalking einzusetzen: ich gehe mit dem Tab nach unten an der Sehne längs. Liegt die Oberkante des Tabs direkt unter dem Pfeil, kann ich mit einer flachen Flugbahn den Pfeil ins Gold bringen. Meistens ist das bei etwa 30m der Fall, je nach Zuggewicht verändert sich diese Distanz ein wenig, ca 1-3m. Das ist der Nullpunkt. Je näher ich an der Scheibe stehe, desto tiefer muss ich abgreifen, d.h. zwischen Pfeil und Tab ist viel Sehne zu sehen. Der Abgriff ermöglicht es mir, mit der Pfeilspitze im Gold zu bleiben und präziser zu zielen. Je weiter ich mich von der Scheibe entferne, desto weniger Sehne ist zwischen Tab und Pfeil zu sehen, d.h. das Tab geht höher. Ab 30m muss ich dann überhöht, also ballistisch, schießen: die Pfeilspitze wandert nach oben. Bei etwa 40 m wird sie die Scheibe verlassen, und hier muss ich entweder mit den Ankerpunkt tiefer gehen, vom Mundwinkel über den Kiefer zum Recurve-Anker; oder mit dem Bogenfenster zielen. Das Bogenfenster führe ich dann weiter auf der Scheibe nach oben, wie weit, muss ich mir individuell ausschießen. Hier gibt es keine festen Regeln mehr.

Welchen Anspruch kann ich an einen Blankbogen stellen?
Blankbogen zu schießen bedeutet weniger Präzision als mit einem Compound, und weniger Präzision als mit einem Recurve. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Streuung zu, was sich beim Blankbogen naturgemäß mehr auswirkt als beim Recurve / Compound mit den Visieren. Daher sind die Ergebnisse natürlich von den absoluten Ringzahlen her niedriger.
Betrachtet man das in Zahlen, dann liegt beim DSB der Deutsche Rekord im Blankbogenschießen auf 50m bei den Damen bei 568, bei den Herren bei 625.
(Quelle:https://www.dsb.de/fileadmin/DSB.DE/PDF/PDF_2021/sport_ls_rekorde_bogen_outdoor_0 7.06.2021.pdf , Stand 2021
In der Halle liegen die Zahlen auf 18 m bei 537 für die Damen, und bei 556 für die Herren. (Quelle: https://dsb.de/fileadmin/dsb/migration_assets sport_ls_rekorde_halle_05-03-2020.pdf , Stand 2021)
Die magische Schwelle liegt also bei 500 indoor / 600 outdoor. Ab hier trennen sich die guten / sehr guten Blankis, und wer über 500 indoor / 600 outdoor liegt, zählt dazu.
Einen Aspekt möchte ich nicht unerwähnt lassen: es bringt nix, zwischen den Systemen der Hersteller, oder innerhalb desselben Systems, zu wechseln. Wenn ihr soweit seid, dann geht zu eurem Händler, sucht euch in aller Ruhe ein Mittelteil und passende WA aus, und dann schießt ein Sportjahr damit. Dann, und nur dann, kann man über andere WAs nachdenken. Deswegen lohnt es sich ja, Ausrüstung erstmal zu leihen, bis man an diesen Punkt gekommen ist.

Wie belastet Blankbogen-Schießen Körper und Geist?
Wie würde es Tigger sagen? Blankbogen muss komfortabliert sein, dann bleiben die Belastungen gering und ich habe lange Spaß am Schießen. Ich bin kein Mediziner, und ich kann auch keine Diagnosen stellen. Was ich hier schreibe, habe ich selbst an mir erfahren. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Bogenschießen auf Dauer einseitig belastet. Der Bogenarm verrichtet Hebe- und Haltearbeit, wird also weniger beansprucht als der Zugarm. Der muss mit dem Zuggewicht klarkommen, und wird dem entsprechend bei steigendem Zuggewicht stärker beansprucht. Aus diesem Belastungen kann eine muskuläre Dysbalance entstehen, eine Körperhälfte wird also stärker beansprucht und dementsprechend entwickelt sie sich stärker. Bei olympischen Recurvern kann man das manchmal sehen, wenn sie im Rücken auf der Zugseite ein dickes Muskelpaket haben. Trainingseinheiten können ganz einfach so aussehen, immer mal wieder Zugarm und Bogenarm zu wechseln. Oder man macht Krafttraining in der Muckibude, oder … oder …
Auch der Zugarm kann großen Ärger verursachen. Stimmt die Schulterhaltung nicht, ist also ein Knick in der Linie Schulter/Arm zu sehen, dann steht die Schulter zu hoch. Dann wird der enge Durchgang unter dem Schulterbein noch enger, die Sehne hier schmirgelt am Knochen und kann sich entzünden. Hier muss dann per Röntgen-Aufnahme Klarheit geschaffen werden, ob ein Hochstand des Oberarm-Kopfes vorliegt, und mit entsprechenden Trainingseinheiten ein Gegengewicht geschaffen werden.
Nicht zuletzt hat der Blankbogen ein gewisses Suchtpotential. Es wird nie zuviel, mal 7 Tage in der Woche zu schießen, und das andere Leben dem Bogen unter zu ordnen. Das aber darf nicht geschehen: es gibt ein Leben neben dem Bogensport, und die Shoot – Life Balance muss sorgfältig austariert werden.
Der Blankbogen hat auch ein gewisses Frust-Potential; wenn nix mehr geht und die Pfeile alle Weiten Amerikas auf der Scheibe ausnutzen, dann kann man schon mal mit dem Kopf an die Decke stoßen vor lauter Wut. Meist wird dann an der Ausrüstungsschraube gedreht, Pfeile optimiert; oder man nimmt seinen Bogen auseinander, schmirgelt, wachst, ölt und stellt solange ein, bis es wieder zu passen scheint. Nutzt nur nix: besser ist es, den Bogen an die Wand zu hängen und laufen / radfahren / Holz hacken / Bier trinken oder sonst etwas tun, was einen wieder beruhigt. Treten Schwierigkeiten auf, dann ist es meist der Faktor 75: das Problem liegt 75 cm hinter der Pfeilspitze.

So, und jetzt geht raus, schießt und freut euch an eurem schönen Blankbogen!! (Am Besten im Bogensportzentrum des HammerSportClub08